Erich Zakowski

1933 - 2023

 

 

 

MATERIAL BY KLAUS EWALD

 

 

 

 

 

Das Schicksal, aus Ostpreußen vor der Roten Armee flüchten zu müssen, mit der Mutter,  vier Geschwistern und im Kriegswinter 1945, das teilte er mit Millionen Menschen. Da war er gerade einmal zwölf Jahre alt. Eine neue Heimat fand Erich Zakowski alsbald im Westerwald, später dann in der Eifel. Im Wirtschaftswunder erfolgte beruflicher und gesellschaftlicher Aufstieg zumeist durch das Erlernen eines soliden Handwerksberufs. Nur die wenigsten strebten nach einem Studium - und konnten sich das auch leisten. Zakowski absolvierte eine Mechanikerlehre und das zügige Ablegen der  Meisterprüfung oblag in den sechziger Jahren all denjenigen jungen Leuten, die sich ihrem Fortkommen und nicht der Zerstörung der gesellschaftlichen Moral gewidmet hatten. Der Meistertitel als Einstieg in die Selbstständigkeit war für Erich Zakowski fast zwangsläufig; er betrieb sehr schnell, aber grundsolide  ein Automobil-Unternehmen und einen LKW-Handel. Die wirtschaftliches Basis wurde immer breiter, die Kölner Marken Ford und Magirus repräsentierten deutsche Bodenständigkeit. Der erste Tuning-Betrieb folgte schon 1968 und der aufkommende Aufschwung der Tourenwagen-Rennen sorgte ab Anfang der siebziger Jahre für den Boom der Zakspeed Ford Escort und Capri, anfangs noch in den Hausfarben Grün und Gelb, später in vielen bunten Sponsor-Lackierungen. Fast alle Tourenwagen-Asse, aber auch viele Grand Prix Piloten, ehemalige, wie noch aktive, sind irgendwann einmal für Zakspeed gefahren. Der Mann mit dem vollen, aber immer weisser werdenden Haar, hatte sich enormes Charisma erarbeitet, erst in Deutschland, dann überall in der Welt. In Deutschland, wo Mitte der achtziger Jahre die Öko-Paxe das öffentliche Bild bestimmten, den Schritt in den den Grand Prix Sport zu wagen, ohne den Traditionspartner Ford und zunächst auch ohne die Aussicht auf einen Titelsponsor, bewies enormen Mut und unternehmerischen Weitblick. Der Mann aus der Nähe des Nürburgrings war Mitglied des Mittelstandes, kein Konzernführer. Das hatte er mit Leuten wie Ken Tyrrell und Frank Williams gemeinsam, aber nur Zakspeed wagte es, Chassis und Motor unter eigener Regie zu bauen, wie es zu jener Zeit nur Ferrari tat (und damit oft genug in Schwierigkeiten geriet). Die Zakspeed 1, 5 Liter Vierzylinder   Grand Prix Rennwagen, sauber verarbeitet, optisch ansprechend, gut organisiert und gefahren von prominenten Mittelfeld-Piloten, waren deutlich besser als es die mit ihnen erzielten Ergebnisse zeigten. Der erfolgsverwöhnte Erich Zakowski hat in den Grand Prix-Jahren oft richtig Gras gefressen, aber er blieb immer der höfliche und bescheidene Gentleman, der seine Herkunft nie verleugnet hat. Und das auch dann, als am Beginn der neuen Saugmotor-Ära der japanische Motoren-Partner, der nicht nur Gratis-Triebwerke und den zweiten Fahrer, sondern auch Geld zur Verfügung stellte,  alles in den Abgrund riß. Als wenige Jahre später, dreißig Jahre nach dem Grafen Berghe von Trips, ein gewisser Michael Schumacher das Land zurück an die Spitze der Formel 1 brachte, da war Erich Zakowski noch immer im Besitz einer funktionierenden Infrastruktur, die er gerne reaktiviert hätte. Doch die durchaus mögliche Unterstützung seitens der Industrie erwies sich letztendlich als Illusion: Ford arbeitete längst mit Benetton, Concept by Mercedes-Benz war die Basis von Sauber.  Es hat in Deutschland nicht viele Männer in der Rolle eines Teamchefs in der Formel 1 gegeben. Alfred Neubauer, der eigentlich hatte Schauspieler werden wollen, wirkte wie ein Regisseur im Stile eines Alfred Hitchcock. Huschke von Hanstein hätte irgendwo ein Landgraf werden können. Günter Schmid, als Teamchef  durchaus deutlich besser als sein Ruf, war wirklich der dynamische Geschäftsmann.  Und den volkstümlichen Erich Zakowski könnte man sich auch ohne viel Phantasie in der Rolle eines populären Bundespräsidenten vorstellen.

 

 

 

 

 

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